Stempel mit Irminsul oder Sonnensymbolen der nordischen Mythologie
Irminsul - Weltenbaum - Himmelsäule
Die Irminsul (von irmin = mächtig, göttlich, groß und sul = Säule) oder auch Irmensäule war ein altsächsisches Hauptheiligtum und wird eine große Eiche oder Holzsäule gewesen sein. Ihr genauer Standort ist unbekannt, wahrscheinlich befand sie sich aber in der Nähe der Eresburg bei Obermarsberg, wie die Formulierungen in den Annales regni Francorum ("Fränkische Reichsannalen") zum Jahr 772 nahelegen. Als weitere mögliche Standorte gelten u. a. die Externsteine und der Velmerstot. Die Irminsul wurde von den Franken auf Veranlassung Karls des Großen im Jahre 772 während der Sachsenkriege zerstört.
Die Irminsul sollte offenbar die Verbindung des Himmels mit der Erde symbolisieren. Der Mönch Rudolf von Fulda, dem wir die einzige ausführlichere Nachricht zur Irminsul verdanken, schreibt dazu in der Translatio s. Alexandri (Kap. 3): "Truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua Irminsul appellantes, quod Latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia." - "Auch einen Holzklotz (oder: Baumstamm) von nicht geringer Größe, der in die Höhe aufgerichtet worden war, verehrten sie (sc. die Sachsen) unter freiem Himmel, den sie in ihrer Muttersprache "Irminsul" nannten, was auf Lateinisch "All-Säule" bedeutet, da sie gewissermaßen das All trägt."
Eine (Rest)-Version einer Irminsäule, offenbar römischen Ursprungs, befindet sich heute im Hildesheimer Dom. Ein Bezug zu "der" Irminsul ist unklar. In der Nähe liegen übrigens die Orte Irminseul/Irmenseul, Segeste, der Drachenberg und das Wormstal, was sogar auf das Nibelungenlied hindeuten könnte.
Weltensäule / Himmelssäule als Orientierungshilfe
Um diese Weltensäule mit dem darüber liegenden Polarstern dreht sich der Sternenhimmel. Die Zerstörung bzw. den Raub der Irminsul finden wir in vielen Völkern wieder. Bei den hoch oben in Skandinavien in Nord-Fennoskandinavien lebenden Lappen wurden bis in die Neuzeit hinein sogenannte “Weltenbäume” errichtet, und zwar aus einer senkrecht in den Boden geschlagenen Stange, über die sich “unsichtbar” das Himmelszelt spannt, und die als wichtige Orientierungshilfe u.a. bei den lappischen Nomadenvölkern diente.
Die Weltensäule findet ihren Ursprung vor Tausenden von Jahren, eventuell sogar aus der Zeit des sagenumwobenen Atlantis.
Schwarze Sonne
Die "magische" (schwarze) Sonne ist erstmals im akkadisch-altbabylonischen Bereich konkret bezeugt (Sargon I., Naram-Sin). Als BAB-CHOME gilt die unsichtbare "dunkle Sonne" als diesseitige Kraftquelle der Übergottheit "ILU", unmittelbar verbunden mit der aus dem Jenseits wirkenden Gottmacht, welche - zum Teil - von den Göttern und Göttinnen, insbesondere Anu, Enlil, Ea , Ischtar und Marduk mitgenutzt werden kann. Die enge Verwandtschaft dieser Götterwelt mit derjenigen der Edda ist nachgewiesen, wenn auch bisher ohne letztgültige sichere Erklärung für diese mesapotamisch-germanische Gemeinsamkeit.
Eine der bekanntesten und schönsten Darstellungen der "Schwarzen Sonne", welche neben die "Sonne des Tages" gesetzt ist, befindet sich auf der im Pariser Louvre aufbewahrten großen Naram-Sin-Stele. Der Mythos um die "Schwarzen Sonne" gelangte von Südbabylonien nach Assyrien, Persien, Phönizien, Karthago und Ägypten. Kaiser Friedrich II. brachte ein assyrisches Amulett mit der "Schwarzen Sonne" nach Europa; und dies ist deren erstes greifbares Auftauchen in Europa (was allerdings nichts darüber aussagt, ob nicht in früherer germanischer Zeit der "Schwarze Sonne" - Glaube schon bei uns heimisch gewesen sein mag, siehe mesopotamisch-germanische Gemeinsamkeit).